Ein Mann schaut in den Sternenhimmel
LIFESTYLE

Kein sportliches Lebenszeichen

Vorne weg: Die folgenden Gedanken sind zum Glück inzwischen weit aus weniger brisant, als sie es noch anfang des Jahres waren. Heute gibt es keinen üblichen Trainingstalk. Keine Tipps für effizientes Training. Keine Studienergebnisse. Kein Wettkampftalk. Keine Motivationssprüche. Vielmehr spiegeln die folgenden Zeilen meinen inneren Diskurs vieler Wochen und Monaten  zwischen Ende 2015 und Frühjajr 2016 wieder. Es geht um eins der höchsten Güter für uns Sportler respektive jeden Menschen: Unsere Gesundheit.

Kein sportliches Lebenszeichen. Was ist los mit mir?

Tja, was soll ich sagen. Wo soll ich anfangen. Mit meinen Gedanken. Genau so verwirrend wie diese Worthülsen und der Titel klingen, könnte ich meinen Gemütszustand beschreiben. Obwohl ich das lieber in der Vergangenheit formulieren will. Denn das was nun folgt, möchte ich, nein hab ich bereits aus meinem Kopf verbannt. Trotzdem will ich es noch einmal niederschreiben.

Dieser Blogbeitrag lag mir wirklich am Herzen und schon seit einer Weile auf der Seele.

Wie Du es lesen kannst, ist der Titel nicht wirklich aussagekräftig. Nichts Halbes, nichts Ganzes. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Kein eindeutiges Statement. Dieses diffuse Wischiwaschi an Eindeutigkeit ließ sich auf meinen (gefühlten) Gesundheitszustand der besagten Monate ummünzen. Wobei Gesundheitszustand so groß und medizinisch klingt. 100%ige Fitness trifft es vielleicht besser.

Und dann kam die Seuche

Im Nachhinein betrachtet, fing alles am 15. Oktober 2015 mit diesem Trainingstalk an. Voller Energie, topfit und mit ordentlich Motivation für’s neue Trainingsjahr und Semester, saß ich im Vorlesungssaal und witzelte über die vielen „kränkelnden Wesen“, wie ich es damals relativ hochnäsig und „über-den-Dingen-stehend“ betrachtet habe. Es ging mal wieder eine dieser Grippewellen rum. Doch das kann mir nichts. Dachte ich. Ich bin topfit, mache viel Sport und überhaupt: Krank war ich ja schon gefühlt eine Ewigkeit nicht mehr. Gut, vielleicht gab es mal den einen oder anderen Durchhängertag. Aber das war‘s auch schon an krankheitsbedingten Ruhetagen in den letzten 1-2 Jahren.

Doch seitdem war es irgendwie anders. Auf einmal tapp(t)e ich von ein in die andere Volkskrankheit. Hier mal ein Schnupfen, da mal die klassische 9-Tageserkältung oder zur Abwechslung vielleicht der fiese Magen-Darm-Virus?! Klar, nehm‘ ich alles mit… Ach so, und latent Schnupfen – oder wie ich es irgednwann zynisch bezeichnete „Ich hab‘ Nase“ – hatte ich gefühlt imemr. Aber was heißt gefühlt? Mein Trainingstagebuch verrät es mir schwarz auf weiß. Seitdem 15. Oktober waren es 51 Tage, an denen ich krankheitsbedingt nicht trainieren konnte oder wollte. Von 178 Tagen war ich also an einundfünfzig Tagen irgendwie angeschlagen, physiologisch schwächelnd oder ganz ausgeknockt! Für mich eine gewaltige Zahl und kaum zu glauben, als ich mir das anhand der Einträge im Trainingstagebuch analysierte.

Natürlich ging ich auf Ursachenforschung…

Heute, fast viele Monate später, betrachte ich mich und den damaligen Trainingstalk mit Demut. Wenn ich an Schicksal und Überirdisches glauben würde – gut ab und zu tue ich das bedingt – könnte ich denken, dass irgendjemand mir eine Lektion erteilen wollte.

Wie zum Teufel kann es sein, dass ich auf einmal so häufig schwächel(t)e? Wieso ständig dieser latente Dauerschnupfen? Zunächst könnte man es mit der „Normalität“ abtun. Nach dem Motto: Ein zwei Mal im Jahr erwischt’s einen halt. Das ist normal. Gerade im Spätherbst und jetzt im Frühjahr gehen die Grippe- und Erkältungswellen rum. Da steckt man sich halt mal hier oder da an.

Naja so kann man es sehen.

Der Kopf sagt wo es lang geht…

Aber hey: Das hat mein Körper in den letzten Jahren auch nicht gejuckt. Seitdem ich vor ein paar Jahren den sogenannten Fitness- /Sportlifestyle eingeschlagen habe, war ich schlichtweg kaum bis gar nicht mehr krank. „Ich kann nicht krank werden. Ich lebe viel zu gesund dafür. Erkältungen? Tzzzzsss ein Relikt vergangener Tage“.

Davon war ich überzeugt. Ja verdammt, diese Meinung hatte sich in mir manifestiert.

Klingt ziemlich abgehoben oder?

Letztlich weiß man ja, dass sich alles „da oben“ zwischen den Ohren entscheidet. Der Kopf sagt, wo es lang geht. Selbstbewusste, erfolgreiche Sportler sind mental und psychisch voll auf der Höhe. Negative Gedanken finden nicht statt. Die Angst, vor wichtigen Events oder Wettkämpfen krank zu werden, kennen sie nicht. Denn so denken und leben sie nicht. Auch ich war der festen Überzeugung, dass ich nicht krank werden kann…

Doch diese Überzeugung wackelte zunehmend…

Anfangs überwog der Positivismus in mir. „Ach komm, das bisl an „Schnupfensymptome“ bekämpfst Du ganz easy mit ein paar Ingwer-Fenchel Teeaufgüssen. Ein paar Tage mit leichtem Training ohne Intensitäten und dann geht es wieder voll los.“ Nach ein paar Tagen fühlte ich mich tatsächlich wie immer. Ich trainierte wieder voll. Und dann ging es bald schon wieder los. Dasselbe Spiel. Mal hatte ich wieder „Nase“ nach dem Schwimmtraining. Ein anderes Mal skippte ich das intensive Bahntraining, weil ich mich irgendwie schlapp fühlte.

Der Körper fuhr einmal komplett auf null runter.

Nach dem Jahreswechsel dachte ich, wie so viele: Ein neues Jahr mit neuen Zielen und voller Motivation. Die Ziele stehen. Motiviert bin ich. Trotzdem wollte auch der Januar und Februar nicht ganz so wie ich. Eine wohl verschleppte Erkältung führte nahtlos in den besagten Magen-Darm-Virus, der mich richtig ausknockte. Ich konnte im wahrsten Sinne des Wortes kaum kriechen. Es dauerte geschlagene 14 Tage bis ich danach wieder leicht mit Sport anfangen konnte. Es war grausam. Na klar der Körper fuhr einmal komplett auf null runter. Die ersten moderaten Läufe fühlten sich mies an. Die in Sportlerkreisen vielzitierte „gut-aufgebaute-Form“ war erstmal dahin. Doch jammern hilft da auch nicht. Also neu fokussieren…

Leider gab es danach weitere kleine „Aussetzer“. Besonders bitter traf mich eine Erkältung an den Feiertagen um Ostern herum. Eigentlich wollte ich hier das erste kleinere Mini-Trainingslager aufschlagen. Fiel leider ins Wasser.

Beim Abtippen dieser Zeilen, fühlt sich das Ganze echt besch…eiden an. Ziemlich ernüchternde Monate, was das Training und damit einhergehende Progression der Leistung betrifft.

Unser Gehirn mag keine Zufälle

Natürlich habe ich viel darüber nachgedacht, woran das liegen kann. Arzttechnisch gesehen ist eigentlich alles okay. Natürlich sind die Blutwerte nach einer Erkältung nicht die besten aber alles im Normbereich. Ebenso offenbarte mir das Belastungs-EKG beim Radiologen, dass herz-kreislauftechnisch alles bestens ist. Selbst ein Besuch beim Haut und HNO-Arzt brachte keine neuen Erkenntnisse. Dort erhoffte ich eine Erklärung für diesen latenten Dauerschnupfen zu bekommen. Doch es sind auch keine wirklichen Allergie- oder Heuschnupfen-Symptome zu erkennen. Zudem ernähre ich mich ziemlich gesund.

Was bleibt dann eigentlich noch an möglichen Ursachen übrig?

Wie bereits weiter oben angedeutet, entscheidet sich alles letztlich im Kopf.

Wäre da noch der vielzitierte „Stress“…

Vielleicht war in den letzten Monaten gar nicht mein Gesundheitszustand, sondern mein psychischer Zustand angeschlagen? Stichwort: Psychosomatik. Körper, Geist und Seele beeinflussen einander. Leidet die Seele, folgen meist auch körperliche Beschwerden. Vielleicht waren es private Umstände, die mich beschäftigten? Vielleicht war es der zunehmende Frust über die Wohn- und Studiensituation? Gerade im letzten Semester saß ich viele Stunden täglich in meinem Studentenzimmer und schrieb an verschiedenen Hausarbeiten. An den sportfreien Tagen ging ich manchmal gar nicht raus. Auch wenn man es nicht hören will, doch so etwas kann depressiv machen. Vielleicht hat das mein Immunsystem geschwächt? Vielleicht war ich hier und da mal über etwas unzufrieden, was sich im Laufe der Zeit an negativen Gedankengut akkumulierte? In diesem Zusammenhang spricht Daniel Pugge in seinem aktuellen Video über mögliche Krankheitsursachen bei Sportlern.

Unser Gehirn mag keine Zufälle. Wir versuchen immer alles mit irgendetwas erklären zu können. Was Psychologen mit kognitiver Dissonanz erklären endet im Alltag jedoch meist in falschen Ursache-Wirkungs-Mustern. Vielleicht hängt das alles irgendwie miteinander zusammen. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht war es Zufall.

Ich weiß es nicht.

Man glaubt immer an das, woran man glaubt.

Doch was ich weiß ist folgendes: Ich werde es wohl nie wissen. Es bringt mir jetzt auch nichts mehr. Deshalb schaue ich einfach nach vorne. Wie Einstein schon sagte, ist es nicht die Vergangenheit, als vielmehr die Zukunft, die mich interessiert. Denn in ihr gedenke ich zu leben…

Was für einen Sinn hat dieser Trainingstalk eigentlich?

Ich weiß es nicht. Vielleicht musste das mal gesagt werden. Vielleicht fühle ich mich jetzt besser. Nein, ich fühle mich jetzt besser. Manchmal tut es gut, einfach das zu sagen, was man denkt. Oder aufzuschreiben. Darüber zu reden. Sich selbst zu reflektieren. Mal einen Punkt dahinter zu setzen.

Letzter Gedanke dazu…

Fakt ist: Man glaubt immer an das, woran man glaubt.

Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so rüberkommt. Ich bleib‘ und bin weiterhin positiv gestimmt 😉 Wat soll‘s. Dann war das letzte halbe Jahr eben eine kleine Talfahrt. Danach kommt bekanntlich ein Hoch.

 

Wenn Du willst, kannst Du mir gern mal Deine Gedanken dazu in das Kommentarfeld schreiben. Vielleicht hast Du schon mal Ähnliches erlebt? Kennst das beschriebene Gefühl?

So. Ich geh jetzt laufen. Weil ich’s kann, mich gut fühle und weil ich glaube, dass der zweiundfünfzigste Eintrag noch eine Weile warten muss.

 

Beste Grüße wie immer,

Sportsfreund Sören

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über

31 Jahre jung, Freigeist und sportverrückt. Hat irgendetwas mit Marketing studiert, um dann doch auf den journalistischen Zug aufspringen zu wollen. Passionierter Triathlet ist er auch noch. Seine Leidenschaft zum Ausdauersport, Digitalen und Kreativen lebt er auf diesem Blog aus. Hey, schreib' ihm doch mal einen Kommentar :)

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